Peter Herrmann

*1937 in Großschönau bei Zittau

Nachtwanderung

Peter Herrmann, Nachtwanderung, 1989, Öl auf Leinwand, Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen, Leihgabe der Peter und Irene Ludwig Stiftung, © Peter Herrmann, Foto: Carl Brunn

Geprägt vor allem durch den Dresdner Künstlerkreis um Jürgen Böttcher (Strawalde), verlässt der Maler Peter Herrmann 1984 die DDR und lässt sich später in Berlin nieder. Er malt einfache Gegenstände, Interieurs und Landschaften, immer wieder zeigt er auch Szenen der Großstadt, die Mauer, die Gedächtniskirche oder den Eiermannturm. Seine Malweise erscheint unprätentiös, fast kindlich naiv und spricht von einer großen inneren Freiheit des Künstlers. Es sind sehr persönliche Eindrücke aus seinem Alltag und aus seinem Umfeld, die er zu Papier und auf die Leinwand bringt. Die großformatige Nachtwanderung entsteht im Jahr des Mauerfalls: Ein skurriler Gespensterzug zieht im Schutz der Dunkelheit vor einer flächig und kulissenhaft angelegten Stadtlandschaft über gestürzte Schlagbäume hinweg durch die Straßen. Eine Figur im Vordergrund schwenkt weiße Friedensfähnchen, während von den einstigen Siegermächten nur noch die zerfledderten Reste ihrer Flaggen zeugen – ein neues Kapitel der Geschichte ist eröffnet.

AK